Was haben wir schon herausgefunden?

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Forschungsberichte


 Beim gemeinsamen Spiel passen sich die Gehirnaktivitäten von Eltern und Kindern einander an

Wenn wir uns gut mit anderen Menschen verstehen, schwingen wir buchstäblich auf der gleichen Wellenlänge. Die Forschung mit Erwachsenen zeigt, dass die Anpassung der rhythmischen Gehirnaktivität in der zwischenmenschlichen Koordination und Kommunikation eine besonders große Rolle spielt. Zeigen auch Mütter und Kinder beim gemeinsamen Spiel eine Anpassung ihrer Gehirnaktivitäten und welche Verhaltensweisen tragen besonders dazu bei?

In unserer Studie haben fünf bis sechs Jahre alte Kinder mit ihren Müttern entweder gemeinsam oder getrennt Puzzle gelöst, so wie sie das zu Hause vielleicht auch tun würden. Während des Spiels wurde durch funktionelle Nah-Infrarotspektroskopie (fNIRS) gleichzeitig die Gehirnaktivität von Mutter und Kind abgeleitet. Bei dieser Methode werden Änderungen der Sauerstoffsättigung in Gehirnregionen erfasst, die für unterschiedliche Aspekte von Denken und Fühlen wichtig sind. Wir maßen die Gehirnaktivität von Mutter und Kind in Regionen, die für das Fassen gemeinsamer Absichten, gegenseitige Perspektivenübernahme sowie Selbstregulation zuständig sind. Diese Prozesse sind besonders wichtig für soziale Interaktionen und entwickeln sich im Vorschulalter. Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine Anpassung der Gehirnaktivität von Mutter und Kind nur dann stattfand, wenn beide miteinander das Puzzle spielten, und insbesondere dann, wenn beide spontan aufeinander eingingen. Es zeigte sich keine Synchronisierung, wenn sie sich getrennt der Aufgabe widmeten. Unsere Studie zeigt, dass die Anpassung der Gehirnaktivität schon im Kindesalter eine grundlegende Rolle in sozialen Interaktionen spielt.

Pressemitteilung zur Studie: Mutter und Kind auf einer Wellenlänge

In einer weiteren Studie fanden wir heraus, dass auch Väter mit ihren Kindern auf einer Wellenlänge schwingen! Das war insbesondere dann der Fall, wenn sie sich stark mit ihrer Rolle als Vater identifizierten.

Pressemitteilung zur Studie: Väter und Kinder auf der gleichen Wellenlänge beim gemeinsamen Spiel 

Sogar im Alter von vier bis sechs Monaten können Babys bereits mit ihren Müttern auf einer Wellenlänge schwingen. Die Gehirnaktivitäten zwischen Müttern und Babys passten sich vor allem dann einander an, wenn sie engen Körperkontakt hatten und wenn die Mutter das Baby häufig liebevoll streichelte.

Pressemitteilung zur Studie: Mutter und Kind: Durch Berührung im Gleichklang


 Babys lenken ihre Aufmerksamkeit auf das, was andere Menschen anschauen

Erwachsener liest Kind aus Bilderbuch vor

Wenn Babys auf die Welt kommen, strömen unglaublich viele neue Sinneseindrücke auf sie ein. Diese müssen sie erst ordnen, um sich in der Welt zurecht zu finden. Aber wie lenken Säuglinge ihre Aufmerksamkeit? Woher wissen sie, was wichtig ist?

In unseren bisherigen Studien konnten wir zeigen, dass Babys bereits im Alter von 4 Monaten den Blicken anderer Menschen auf Dinge in der Umgebung folgen. Dadurch wird ihre Aufmerksamkeit gezielt auf Objekte gelenkt, die ihre Mitmenschen gerade anschauen. Dies führt dazu, dass Babys sich an diese Objekte besser erinnern können als an andere Objekte, die sich zufällig auch gerade in der Nähe befanden. So kann die soziale Aufmerksamkeit Säuglingen helfen, sich auf relevante Dinge zu konzentrieren und sich diese gezielt zu merken.

Wir untersuchen nun mittels Blickbewegungsmessungen, wie die Aufmerksamkeit von Babys besonders effektiv auf Gegenstände und Ereignisse in der Umgebung gelenkt werden kann. Dabei interessieren uns vor allem die Mechanismen und Entwicklungsprozesse, die dazu führen, dass Babys soziale Hinweisreize wie z.B. die Augen oder die Blickrichtung anderer Personen in besonderem Maße beachten.


 Blickkontakt erhöht die Aufmerksamkeit von Babys

Frau mit Kind am Schoß

Blickkontakt ist ein starkes soziales Signal in der menschlichen Kommunikation. Wenn uns jemand in die Augen schaut, fühlen wir uns angesprochen und einbezogen. Wie ist das bei Babys?

In einer unserer Studien schauten sich 9 Monate alte Säuglinge gemeinsam mit einer Versuchsleiterin Spielzeuge auf einem Computer-Monitor an. Dabei wurde die Gehirnaktivität der Kinder mittels EEG aufgezeichnet. Die Versuchsleiterin nahm entweder mit dem Kind Blickkontakt auf bevor das Spielzeug auf dem Bildschirm erschien, oder aber sie schaute die ganze Zeit über auf den Bildschirm und ging gar nicht auf das Kind ein. Obwohl das Baby und die Erwachsene in beiden Fällen gleichzeitig die Spielzeuge anschauten, kam es nur beim Blickkontakt zu einem wirklich gemeinsamen Anschauen durch die gemeinsame Bezugnahme. Tatsächlich machte das einen großen Unterschied: Babys reagierten mit deutlich erhöhter Aufmerksamkeit und Gehirnaktivität auf die Spielzeuge, die sie nach dem Blickkontakt gemeinsam mit der Versuchsleiterin betrachteten. Blickkontakt scheint also auch in diesem Alter eine erhebliche Wirkung zu haben!

Wir untersuchen nun soziales Lernen im dynamischen und natürlichen Miteinander zwischen Kindern und Erwachsenen. Dabei schauen wir uns genau an, was in der Interaktion dazu führt, dass die Kinder von der erwachsenen Person etwas lernen, beispielsweise ein neues Wort. Ist dafür auch der Blickkontakt entscheidend, oder kommt es mehr darauf an, dass die erwachsene Person immer prompt auf das Kind reagiert? Ist es wichtig, dass das Kind mit der Person vertraut ist, oder lernt es ebenso von einer zuvor unbekannten Versuchsleiterin?


 Kinder imitieren auch scheinbar unsinnige Handlungen

Bildsequenz zum Öffnen einer Box mit für die Lösung irrelevanten Handlungsabläufen

Kinder lernen viele Dinge von anderen Menschen durch Imitation, d.h. sie machen Dinge, die sie sehen, einfach nach. Der Vorteil des Imitationslernens ist, dass Kinder somit auch Handlungen erlernen können, deren genaue Funktion sie noch nicht verstehen. Interessanterweise imitieren Kinder jedoch auch Handlungen, die ganz offensichtlich gar nicht nötig sind, um ein gegebenes Ziel zu erreichen.

In einer unserer Studien beobachteten 5-jährige Kinder, wie eine erwachsene Versuchsleiterin eine kleine Belohnung aus einem durchsichtigen Behälter herausholte. Dabei führte sie nicht nur relevante Handlungsschritte aus, sondern auch solche, die offenbar keinen Sinn ergaben. So klatschte sie z.B. in die Hände und betätigte einen funktionslosen Knopf an der Seite der Box. Kinder imitierten erstaunlich viele dieser funktionslosen Handlungen und dies sogar, wenn sie sich unbeobachtet fühlten und die Versuchsleiterin gar nicht direkt mit ihnen kommuniziert hatte. Dieser Befund zeigt, dass Kinder sehr aufmerksam die Handlungen anderer Menschen beobachten und diese nachmachen, selbst wenn die Handlungen keinen unmittelbaren Sinn ergeben. Dies könnte daran liegen, dass Kinder von anderen Menschen nicht nur lernen, wie Dinge funktionieren, sondern eben auch, wie man soziale Normen und Regeln befolgt. Diese haben oft keine unmittelbare Funktion (z.B. Händeschütteln zur Begrüßung), aber eine große soziale Bedeutung.

In einer aktuellen Studie wollen wir herausfinden, ob Kinder eher Handlungen von Personen imitieren, mit denen sie vorher schon gemeinsam gespielt hatten, bzw., die ihnen persönlich nahestehen. Dadurch möchten wir besser verstehen, welche Faktoren für das soziale Lernen bei Kindern förderlich sind.